Schütze Deine Grenzen, lasse die anderen draußen und respektiere die Grenzen anderer.
Ich habe meine ersten Erfahrungen zum Thema Abgrenzung mit Ende 20 gemacht. Ich lernte während einer Psychotherapie erstmalig, meine Grenzen wahrzunehmen und zu setzen. Es hat sehr lange (Jahre) gedauert und ich hatte Angst vor der Konfrontation mit anderen. Ich befürchtete nicht mehr gemocht zu werden, wenn ich mich verändere und beginne meine Grenzen - mein Hoheitsgebiet - zu wahren. Doch es passierte etwas Wunderbares - kraftzehrend - dennoch wunderbar. Ich wuchs in dieser Zeit innerlich enorm! Der Respekt anderer mir gegenüber wuchs auch - auch wenn das teilweise erst Jahrzehnte später zum Ausdruck gebracht wurde. Doch all das wusste ich ja zuvor noch nicht, daher hatte ich zitternde Knie und feuchte Hände = Stress, nur wenn ich darüber nachdachte, mich bald mehr abgrenzen zu wollen. Bis ich endlich den Mut fand, mein Umfeld auf meine Veränderung vorzubereiten. Ich sagte sinngemäß
"Ihr Lieben, Ihr werdet Euch in Zukunft evtl. über die ein oder andere Reaktion von mir wundern. Wisst nur - ich tue das FÜR mich und es geht nicht GEGEN Euch! In meinem Leben muss ICH mehr Raum bekommen, was bedeutet, dass Ihr weniger haben werdet. Bitte respektiert das."
Bähm... - ich heulte, während ich diese Worte sprach. Das war der 1. Schritt ins außen. Danach hatte ich mehr Mut, weil ich mein Umfeld (Familie, ArbeitskollegInnen) vorbereitet hatte. Dennoch war es schwer und ich musste mich erst noch ausprobieren und das richtige Maß finden. Und das tue ich heute noch - täglich - doch es fällt mir um ein Vielfaches leichter.
"Wenn Du Grenzen setzt stört das nur die Menschen, die davon profitieren, wenn Du keine hast."(unbekannt)
Eier als Symbol für Abgrenzung
Ein perfektes Spiegelei (oben rechts) hat eine klare Abgrenzung. Du bist gelb, Dein Umfeld ist weiß und jede/r kennt ihr/sein Spielfeld in der Pfanne. Grenzen schützen Dich und andere.
Gute Zäune machen gute Nachbarn! (unbekannt)
Doch, wann beginnt DEIN GELB zu zerlaufen? Wann lässt Du Dich in den anderen Bereich ziehen? Oder auch: wann betrittst Du ohne zu Fragen andere Bereiche?
Es gibt immer zwei Seiten - wie so oft im Leben.
Das Rührei erklärt sich von selbst, oder? So fühlst Du Dich am Abend, wenn ständig Grenzen überschritten wurden - GUTE NACHRICHT: Du kannst jeden Morgen aufs neue ein neues Ei in die richtige (! anderes Thema - aber auch wichtig!) Pfanne schlagen und Deine klare Grenze wahren (und die der anderen).
Das Ei, welches kaputt und gar nicht in einer Pfanne gelandet ist soll Dich daran erinnern, dass Du Dich ab und zu mal fragst, ob Du in Deinem Umfeld in Deinem Element bist.
"Grenzen zu setzen ist Ausdruck Deiner Selbstliebe, Grenzen zu achten ist Ausdruck Deiner Liebe zu anderen." (Elke Bischofs)
Um Grenzen zu setzen oder zu achten ist eine Voraussetzung sehr wichtig: die Wahrnehmung der Grenzen. Hier hilft - wie so oft im Leben - die Achtsamkeit. Wenn Du täglich immer wieder mal achtsam mit Dir bist, fühlst, wie es Dir gerade geht, dann stellst Du unter Umständen fest, dass 30 Minuten zuvor jemand Deine Grenzen überschritten hat und Dir zu nah gekommen ist. So nah, dass es Dir unangenehm war. Was kannst Du jetzt noch tun? Die Situation ist doch vorbei? Tue dies:
_ Selbstreflexion durch Achtsamkeit ist ein erster Schritt
_ stell Dir vor, Du könntest die Situation mit Hilfe Deiner Vorstellungskraft nochmals durchleben: Wie hättest Du reagieren können?
_ übe mit den Erkenntnissen aus der Antworte der 2. Frage vor dem Spiegel (kein Scherz!). Je schwerer es Dir fällt, desto mehr übe vorerst in Deiner Komfortzone. Traue Dich dann in die Entwicklungszone (leichte Abgrenzungen) bis sich Deine Grenze/Zone immer klarer zeigt und sich Deine Komfortzone sogar vergrößert. Sammle positive Erfahrungen.
_ Baue Wissen darüber auf, was Deine Grenzen für Dich bedeuten. Wisse, dass Du ernst genommen wirst, wenn Du Grenzen zeigst.
Hättest Du keine Grenzen oder wären sie ständig verschiebbar - durch Dich und durch andere, oder weich wie ein Wattebausch -, wüsste Dein Gegenüber nie, wo sie/er bei Dir dran ist. Er/sie könnte ständig Deine Grenze, die Du vielleicht für Dich innerlich gesetzt aber nicht nach außen kommuniziert hast überschreiten, weil er/sie Deine Grenze nicht wahrnimmt. Wie soll das auch möglich sein, wenn Du sie nicht kommunizierst. Grenzen sind dafür da, sich anzunähern. Am Grenzbereich zweier Menschen entsteht Nähe und dennoch weiß jede/r, wo er/sie hingehört.
"Grenzen sind nicht da um auszugrenzen, sondern um anzugrenzen." (Monika Kühn-Görg)
Was kannst Du in einer akuten Situation, in der Du Dich abgrenzen möchtest, tun:
_ Achtsam sein - Deine Gefühle wahrnehmen
_ Dir Zeit verschaffen und zu Deinem Gegenüber sagen: "Warte bitte mal kurz" (mit der passenden Handbewegung/Körperhaltung)
_ A T M E N und Dir innerlich zulächeln
_ Mental arbeiten: verschaffe Dir Klarheit darüber was Du gerade wirklich willst
_ verbal und körperlich zum Ausdruck bringen, was Du willst (hier kommt Deine im Spiegel geübte Körperhaltung/-bewegung und in Ruhe erarbeitete Satzanfänge zum Einsatz - übe das zuvor)
_ Energie innerlich entstehen lassen. Nutzen Deine Vorstellungskraft und lasse etwas Kraftvolles in Dir wachsen oder stelle Dir eine warme Wohlfühldusche vor. Diese energetische Arbeit stärkt Dich in dem Moment zusätzlich.
Übe mit Dir vertrauten Menschen Deinen neuen Umgang, den Du bei anderen Menschen, die Deine Grenzen überschreiten zukünftig anwenden möchtest.
Veränderungen im Leben kosten Kraft. Kenne Deine Kraftquellen.
Nun bist Du dran. Impulse hast Du nun erst einmal genug. Grenzüberschreitungserfahrungen kennst Du wohl auch, sonst hättest Du nicht bis hierher gelesen. Ich wünsche Dir Kraft, Kreativität und entspannte Momente zum Üben.
Tue es FÜR DICH! Beginne mit Babysteps - aber beginne!
Herzlichst 💚, Melanie
Trainerin und Coach für mentale Gesundheit
NACHTRAG (21.02.23):
Unglaublich, dass ist das nun schreibe 🤷♀️: lerne von Dirty Dancing. 😁
Ja! Im Film Dirty Dancing klang das so: "Mein Tanzabstand, Dein Tanzabstand! Ich komm' nicht in Deinen und Du kommst nicht in meinen!". Diese Aussage wurde gekoppelt mit einer passenden Körperhaltung und Geste und einer zuvor inneren Einstellung zur eigenen Grenze. Alles drin - schaut es Euch nochmals an:
NACHTRAG (06.11.2024):
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK von Rosenberg) kann Dir helfen.
Wahrnehmen/Beobachten und sagen, was Du Beobachtest "Der Abfall ist nicht geleert."
Dein Gefühl äußern "Ich fühle mich nicht ernst genommen."
Einen Wunsch äußern "Ich wünsche mir, dass unsere Absprachen von uns beiden ernst genommen werden"
Vorschlag äußern "Bitte bringen den Abfall jetzt raus uns lass uns schauen, ob wir die Arbeitsaufteilung noch einmal neu besprechen sollen."
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